Sitz

Sitz
sitzen:
Das gemeingerm. starke Verb mhd. sitzen, ahd. sizzen, got. sitan, engl. to sit, schwed. sitta gehört mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen zu der idg. Wurzel *sed- »sich setzen; sitzen«, vgl. z. B. lit. sedė̓ti, russ. sidet᾿ »sitzen«, griech. hézesthai »sitzen, sich setzen« (s. die Fremdwörter Katheder und Kathedrale) und lat. sedere »sitzen« (s. die Fremdwörter um Assessor und den Artikel residieren). Auf einem Bedeutungsübergang von »sitzen« zu »gehen« beruht u. a. griech. hodós »Weg« (s. die Fremdwörter um Periode). Zahlreiche alte Nominalbildungen der idg. Wurzel bezeichnen den Platz, auf dem man sitzt, oder den Ort, wo man sich aufhält. Germ. Substantive mit dieser Bedeutung und Ableitungen davon leben in mehreren nhd. Wörtern fort, s. im Einzelnen die Artikel Sessel, siedeln, Gesäß, ansässig, aufsässig, Sattel, Insasse ( in). Auch zwei schon sehr früh verdunkelte Zusammensetzungen mit Bildungen der idg. Wurzel gehören hierher, nämlich Ast (eigentlich »was ‹am Stamm› ansitzt«) und Nest (eigentlich »Niedersetzung«). Veranlassungswort zu »sitzen« ist setzen. Eine dt. Substantivbildung zu »sitzen« ist Sitz (mhd., ahd. siz). Das jüngere Substantiv Sitzung (im 15. Jh. für »Sichniedersetzen«) bezeichnet meist die Versammlung einer Körperschaft, seit dem 18. Jh. auch das Modellsitzen für ein Porträt und dgl. Als Zusammensetzungen sind besonders Sitzfleisch (im 17. Jh. »Sitzefleisch«) und vorsitzen zu nennen (im 15. Jh. für »obenan sitzen, eine Versammlung leiten«), dazu das substantivierte 1. Part. Vorsitzende (18. Jh.) und die Ableitungen Vorsitz (17. Jh.) und Vorsitzer (16. Jh.). Die Präfixbildung besitzen (mhd. besitzen, ahd. bisizzan; vgl. aengl. besittan, got. bisitan) bedeutete ursprünglich »um etwas sitzen« (daher mhd. auch »belagern«), dann »sich auf etwas setzen; etwas in Besitz nehmen, haben« (mhd.; als Rechtswort z. T. unter dem Einfluss von lat. possidere »besitzen«), dazu Besitz »das, was man besitzt, worüber man verfügt« (im 15. Jh. für mhd. besez̧), Besitztum »Gesamtheit dessen, was man besitzt« (17. Jh.), Besitzung (mhd. besitzunge »Besitznahme, Eigentum«) und Besitzer (spätmhd.); das 2. Part. besessen wird schon im Mhd. selbstständiges Adjektiv (mhd. besez̧z̧en »besetzt, bewohnt; ansässig«; im 13. Jh. erscheint die Bedeutung »vom Teufel bewohnt« (nach lat. possessus »besessen, beherrscht«), die auf antik-christlicher Vorstellung beruht und heute zu »leidenschaftlich, fanatisch« abgeschwächt ist.

Das Herkunftswörterbuch . 2014.

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